Diskussion
Die allgemeine Vorstellung von einem Gelenk entspricht in der Regel dem Aufbau einer Diarthrose, auch als echtes
Gelenk bezeichnet. Meist zwei miteinander in Kontakt stehende Skelettelemente sind an den kraftübertragenden
Berührungsflächen jeweils mit einer (meist hyalinen) Knorpelschicht überzogen. Dazwischen befindet
sich ein mit synovialer Flüssigkeit gefüllter Gelenkspalt. Dieser ist Teil der Gelenkhöhle, welche
von einer Gelenkkapsel umgeben wird.
Jedoch werden, wie z. B. im Benninghoff, einem Standardwerk der Anatomie, morphologisch noch einige weitere
Knochenverbindungen als Gelenke unterschieden (Drenckhahn D (Hrsg.). Benninghoff/Drenckhahn: Anatomie, 16. Auflage
(Bd. 1). München, Jena: Urban & Fischer, 2003: 254-260): So gibt es die Synarthrosen, bei denen kein trennender
Gelenkspalt besteht. Zwei benachbarte Knochen werden durch ein stärker verformbares Gewebe zusammengehalten,
entweder durch Bindegewebe bei den Bandhaften (Articulationes fibrosae) oder durch Knorpel bei den Knorpelhaften
(Articulationes cartilagineae). Handelt es sich dabei um hyalinen Knorpel, spricht man von Synchondrosen. Ist es
hauptsächlich Faserknorpel (Discus interpubicus), dann werden diese Knochenverbindungen als Symphysen bezeichnet.
Gesichert wird das Ganze durch umgebendes straffes Bindegewebe.
Insgesamt werden somit sowohl Druck- als auch Zugkräfte kompensiert, die von außen einwirken.
Die Kollagenfasern des Discus interpubicus wiederum fangen Zugkräfte ab, die sekundär, durch Umwandlung von
Druckkräften innerhalb des Diskus entstehen, wenn es zu einer Kompression der Symphyse kommt.
Häufig entstehen mit zunehmendem Alter, zum Teil durch Schubspannungen verursacht, innerhalb des Diskus
Spaltbildungen. Gängiges Beispiel einer Symphyse ist die Symphysis pubica, welche das linke mit dem rechten
Schambein verbindet. Analog dazu wird aber auch die knorpelige Verbindung zwischen zwei Wirbelkörpern eines
Bewegungssegmentes als Symphysis intervertebralis bezeichnet, entsprechend der faserknorpelige Diskus als Discus
intervertebralis. Dünne Schichten aus hyalinem Knorpel finden sich bei beiden Symphysenarten in den
Übergangsbereichen zu den knöchernen Abschlussplatten (Drenckhahn D (Hrsg.). Benninghoff/Drenckhahn:
Anatomie, 16. Auflage (Bd. 1). München, Jena: Urban & Fischer, 2003: 347-348 und 427-430). Aus morphologischer
und funktioneller Sicht sind diese beiden Knochenverbindungen also grundsätzlich miteinander vergleichbar.
Eine typische degenerative Veränderung der Bandscheibe an der Wirbelsäule zusammen mit den knöchernen
Wirbelkörperabschlussplatten des jeweiligen Bewegungssegmentes ist die Osteochondrosis intervertebralis. Diese
entsteht durch Abnahme der Bandscheibenhöhe und Verlust der druck- und stoßausgleichenden Diskusfunktion,
einhergehend mit chondralen Veränderungen der Wirbelkörperabschlussplatten bis hin zu einer Sklerosierung
der Wirbelkörperdeckplatten und Bildung von marginalen Spondylophyten (Brossmann J (Hrsg.). Grenzen des Normalen
und Anfänge des Pathologischen in der Radiologie des kindlichen und erwachsenen Skeletts: Freyschmidt´s
„Köhler/Zimmer“. 14. Auflage. Stuttgart: Thieme, 2001: 600). Im T2-gewichteten MRT-Bild findet sich eine
Signalminderung der Bandscheibe, was durch deren Dehydrierung zustande kommt. Oft ist diese Bandscheibe in Richtung
Spinalkanal oder Foramina intervertebralia vorgewölbt entsprechend einer Diskusprotrusion. An den Abschlussplatten
finden sich je nach Grad der Degeneration osteophytäre Anbauten (Spondylophyten bzw. Retrospondylophyten).
Derartige knöcherne und knorpelige Veränderungen lassen sich bei dem in unserer Klinik untersuchten Patienten
an der Symphysis pubica ebenfalls nachweisen. Der Symphysenknorpel ist hypointens im T2-Bild (Abb. 2), analog zum
(osteo)chondrotisch veränderten Discus intervertebralis der Wirbelsäule (Abb. 4). Es finden sich
Unregelmäßigkeiten und Osteophyten an den knöchernen Abschlussplatten der Schambeine (Abb. 1), ebenfalls
analog zu den typisch osteochondrotischen Veränderungen der Wirbelkörperabschlussplatten (Abb. 4).
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